Heimfühlen

Die Bettdeckenwärmefessel

löst sich langsam,

während von draußen Papastimmen

dem Ohr schmeicheln,

und der Sauerbratengeruchswecker

wirksam

in die Mamageborgenheit

gleiten lässt.

 

Unvergesslich,

diese Vormittage

sonntags.

 

Unsere Hände finden sich im Herbst der Jahre,

beim Heimfühlen,

jeden Morgen.

 

© Rolf Höge

Werbung

entfremdet

weit weg

von dir selbst

eiertanz und halligalli

rummel, festchen, tralala

 

auf geht‘s

glaub nur, das wärst du

und

gib dir selbst den namen

 

die sonne weicht dem herbst

und einsamkeit klopft

an die tür

 

schön

sich dort wieder zu finden /rh

die nacht wollt‘ mit mir tanzen

vergaß,

die nacht wollt‘ mit mir tanzen,

vergaß,

ich sollt‘ ein lied ihr singen –

 

heute

fällt’s mir wieder ein,

wenn schmerzhaft stechen

herzensklingen

 

hab ich geglaubt,

es zählt das lachen?

hab ich geglaubt,

die nacht wird hell?

 

es flüstert fern

aus meinem traum:

 

vergiß den takt,

vergiß die schritte,

kannst keinen tanz

ins dunkel bringen

 

(c) Rolf Höge

 

 

Die Erde ist keine Scheibe

Vor einiger Zeit stolperte ich im Internet über einen Artikel, der das Geistige Heilen zum Inhalt hatte. Wie der Artikelschreiber sehe auch ich Geistiges Heilen als eine sinnvolle, begleitende Mitwirkung zur ärztlichen Behandlung an. Allerdings gehört für mich zu so einer ‚sinnvollen Begleitung’ gerade auch die Psychotherapie oder Entspannungsverfahren wie beispielsweise Qi Gong oder Autogenes Training. Alles, was nicht nur auf den organischen Bereich einwirkt, sondern auch einer psychischen, geistigen Genesung Rechnung trägt, stellt sich für mich als eine ‚sinnvolle Begleitung’ dar.

Die Stirn runzle ich jedoch immer dann, wenn so ein Artikel über Geistiges Heilen Werbungscharakter hat oder mit „altem Wissen“ argumentiert. So las ich unter anderem: „Berichtet nicht auch die Bibel, das Buch aller Bücher, über diese Heilmethode?“

Mit Heilmethode war das Handauflegen gemeint. Ja, die Bibel berichtet darüber. Aber so dargestellt, impliziert diese Aussage, es habe womöglich zu jener Zeit noch eine andere, anerkannte, normalerweise angewandte Heilmethode gegeben. Nein, das Handauflegen war die Regel. Es gab noch keine Medizin. Selbst das Kräuterweiblein oder der Alchimist tauchten erst Jahrhunderte später auf. Jesus unterschied sich aus meiner Sicht von anderen Heilern also dadurch, dass er mit dieser Methode außergewöhnlichen Erfolg hatte, andere wohl eher durchschnittlichen. Dies spricht nun aber eher für diesen Jesus, nicht aber für das Handauflegen.

Dermaßen einseitig dargestellte Artikel, wie auch viele Lebenshilfebücher, behaupten regelmäßig, „verschüttetes“ altes Wissen wäre neu entdeckt worden und stelle eine „wirksame“ Alternative zur Schulmedizin dar. Nein, das alte Wissen wurde überlebt! Die Lebenserwartung heute ist weitaus höher als im Altertum!
Schon 500 Jahre vor Christi bezeichnete Hippokrates die Tuberkulose – er nannte sie natürlich nicht bei ihrem heutigen Namen – als die schlimmste aller Krankheiten, die in fast allen Fällen tödlich verlief. Es dauerte über 2000 Jahre bis der Bazillus entdeckt, die Tuberkulose behandelbar und die Krankheit zurück gedrängt wurde. „Handauflegen“ half da nicht. Man sollte also solche Argumente mit Vorsicht genießen. Sie taugen nicht für eine fundierte Argumentation.

An einer anderen Stelle des Artikels las ich weiter: „Für diese Form des Handauflegens muss der Heiler keine komplizierte Ausbildung absolvieren.“ – Das stimmt!

Deshalb braucht man dafür auch keine 300 Euro für eine Reiki – Einweihung hinzublättern, um zwanzig Handpositionen und die Lebensregeln zu lernen, die man selbst nicht einmal annähernd lebt. Das Geld, oder besser diesen „Energieaustausch“ kann man sich sparen. Und der Meister selbst möge sich fragen, ob er seine Meister-Einweihung nur erlangt hat, um in Wochenendseminaren neue Möchtegernheiler zu rekrutieren.

Grundsätzlich stehe ich alternativen Heilmethoden – und dazu zähle ich auch das Handauflegen – positiv gegenüber. Wie könnte man das, wenn man weiß, dass sich selbst ein weinendes Kind durch Berührung beruhigt. Diese Heilmethoden sind aber nicht „besser“, weil sie schon so alt sind oder so unkompliziert erlernt werden können, sondern sie stellen eine weitere Behandlungsmöglichkeit dar, wenn andere Behandlungsmethoden schon ausgeschöpft wurden oder ergänzen diese eben. Mich selbst nervt dieses ständige Anbieten dieser Dienstleistungen mit den oben angeführten Argumenten.

Ich erlitt vor einiger Zeit einen Herzinfarkt. Mit Handauflegen setzte man mir keinen Stent und führte so auch keine Bypass-Operation durch. Für mich gab es nach dem heutigen Stand der Medizin keine Alternative! Und noch vor vierzig Jahren wäre ich an diesem Infarkt wahrscheinlich gestorben. Zur Zeit Jesu wäre ich mit absoluter Sicherheit tot gewesen.

Altes Wissen gehört nun einmal ins Altertum. Die Erde ist auch keine Scheibe!

© rh

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Und löscht das Licht

In Lächeln getauchte
Sanftheit,
so berührend nah!
Strahlende Augen
erwecken.

Hell und warm,
die brennenden Fackeln
des Sehnens.

Angst vor Mehr
regnet in meine Träume
und
löscht
das Licht.

(rh)

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Hauptsache eins achtzig groß

Hauptsache eins achtzig groß und in der Lage, Laminat zu verlegen. Mehr erwartet sie nicht, die moderne, Rollenbilder ablehnende Frau mit Höhenverschiebung im Blick. In der Beziehung auf Augenhöhe darf dann schon mal eine Steigung dabei sein, damit sie auch schön hoch blicken kann, wenn er gerade mal wieder fremdgegangen ist. Hauptsache eins achtzig groß und in der Lage Laminat zu verlegen. Und wenn er dann davon verschwitzt auch noch eine Bierflasche halten kann, wirkt er sogar noch richtig sexy.

Natürlich scheint es bei aller Größe allerdings äußerst wichtig, dass der Ausgewählte sich selbst gegenüber aufgeschlossen ist und Gefühle zeigen kann. Man staune: Gefühle! – Himmel nochmal, Ärger ist wohl kein Gefühl, was? – Ärger ist ein sattes Gefühl, meine Damen, aber so etwas von satt!

„Das ist Dominanz, das ist Machtanspruch.“, meint dazu die Ich-weiß-was-ich-will-Frau, „Deshalb sei still und verleg weiter Laminat!“

Mensch, was habe ich die Nase voll. Ich kann es nicht mehr hören. Immer dasselbe Beuteschema und dann ständig dasselbe Gejammer. Aber Hauptsache eins achtzig groß. Als durchschnittlicher Wissenslevel für den maskulinen Riesen reicht es schon aus, dass er weiß, ein Buch besteht aus bedruckten Seiten. Mehr braucht es ja auch nicht für’s Laminatverlegen. Lesen muss der Zukünftige nur am Laptop können.

Echt, Leute, ich kann das Gejammer nicht mehr hören. So ist das nun einmal: wenn Frau immer dasselbe sucht, bekommt sie das, was sie schon immer bekommen hat.Deshalb kann ich es nicht mehr hören, dieses Gejammer!

Selbstverständlich gibt es da noch die anderen femininen Geschöpfe mit normaler Blickrichtung, für die solch maskuline Attribute nebensächlich sind: die Mütter.

Himmel, was sind in dieser Welt Mütter unterwegs, die ständig Ziehsöhne suchen. Sie wollen dir die Welt erklären, wissen ganz genau, was für dich richtig und gut ist. Wenn du mal einen Schweinshaxen verdrückt hast und mit ein paar Gramm zu viel auf den Rippen durch die Gegen wackelst, raten sie dir, die Schilddrüse untersuchen zu lassen, denn bei Ilse, Gerda oder Erna war das ähnlich und hatte überhaupt nichts mit dem Verzehr von unzähligen Sahnetorten zu tun.

Ich frage mich, wie ich überhaupt so alt werden konnte. Ich weiß ja gar nichts. Ich bin überhaupt nicht überlebensfähig in dieser schrecklichen Welt. Lasset die Mütter zu mir kommen…

Ich habe auf all das kein Bock mehr. Mittlerweile bin ich single-gebildet in einem männlichen Single-Haushalt mit einer Single-Erfahrung, die mir keine Mutter der Welt mehr wegnimmt.

Ich weiß nun, dass Bügelwäsche im Schrank nicht schimmelt und sehr lange lagerfähig bleibt. Durch Fensterscheiben kann man immer durchsehen, selbst wenn sie verschmutzt sind. Und wenn du durch das Küchenfenster nur auf die Hauswand des Nachbarn blickst, reicht es, wenn du dich zweimal im Jahr diesen Scheiben widmest. Wenn du nach sechs Wochen die Wohnung putzt, weil sich Besuch angemeldet hat, wird es genauso sauber als würdest du es täglich machen. Dauert eben nur etwas länger. Diese Zeit hast du aber vorher beim Nichtstun locker herein geholt.

Ich habe eben keinen Bock mehr auf Verstehen, auf Verständnis, auf Empathie. Ich kann das Gejammer nicht mehr hören.

Suchen? Wer sucht denn hier nun wen? Ich suche nicht! Und vor allem werbe ich nicht um irgendwelche Gunst! Ich bin weder Jäger noch irgendein Minnesänger, der die Angebetete im Elfenbeinturm bezirzen will. Wenn sich irgendeine der Holden für mich interessiert und mit meiner Einwilligung meinem Single-Dasein ein Ende setzen will, soll sie einfach mal die Hand heben! Zeig dich! Ich bin nämlich kein Hellseher!

Wenn ich überhaupt etwas suche, dann genau diese erhobenen Hände. Wobei diejenigen, die mich die ganze Zeit aufgrund der Blickverschiebung übersahen, gerne die schlanken Fingerchen unten lassen dürfen. Es stehen genug Laminatverleger bereit, die in das Beuteschema passen und deren Kommunikationsfähigkeit sich auf das Anklicken eines Profils im Internet beschränkt. Auf die übliche Kontaktaufnahme „Hi, wie geht’s?“ möchte ich hier gar nicht näher eingehen.

Nebenbei bemerkt sind es ja dann doch immer die Männer, die immer nur das Eine wollen, ständig nur das Eine suchen. – Ich kann es nicht mehr hören, dieses Geschwätz, dieses Gejammer.

Ich muss hier raus. Ich muss raus aus diesem Badezimmer! – Es ist nicht normal, dass ich hier seit gut einer halben Stunde verbissen mein Spiegelbild ankeife und mir selbst einen Vortrag halte. Das ist nicht normal!

Ich muss hier raus. Ich kann das alles nicht mehr hören. Es betrifft mich nicht: ich habe Teppichboden.

© rh

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