Bleib stehen, bevor du gehst

Manchmal sperren wir uns gegen neue Wege und haben keine Idee darüber, wie es unser Leben bereichern könnte, Bekanntes zu verlassen und uns auf Unbekanntes einzulassen. Wir errichten Barrikaden, türmen sie auf bis hin zum Selbstboykott, so lange bis wir unbewusst andere, mögliche Verhaltensweisen zugebaut haben und nur noch das bekannte, alte Muster der selbsterfüllende Prophezeiung sichtbar ist , das da lautet: “Ich kann nicht anders, so bin ich eben.“

Wenn wir auf die uns eigene Art stets dafür sorgen, dass sich uns nur eine Verhaltensweise erschließen kann, nehmen wir uns jegliche Verhaltensvariabilität, verengen unsere Sichtweise und zwingen uns zur ständigen Wiederholung eingefahrener Verhaltensmustern. Je öfter wir nun dieses für uns scheinbar einzige, mögliche Muster bedienen umso ausgetretener wird der Pfad auf dem wir schreiten. Das Gehen auf diesem Pfad fühlt sich vertraut an und macht einer scheinbaren Zufriedenheit Platz, die ihre Bestätigung wiederum in den Ich-kann-nicht-anders-Äußerungen findet.

Es ähnelt dem Verhaltensmuster eines Alkoholikers, der sich selbst in seiner Sucht gefangen hält, weil er keine Idee darüber hat, wie man Abstinenz lebensbejahend erfahren könnte. Es scheint als fände er seine Zufriedenheit nur in der Ablehnung der Abstinenz und dem Erleben der Trunkenheit.
Wenn wir in unserem Alltag neue Erfahrungen machen möchten, zu anderen Ergebnissen kommen wollen als zu denen, die wir sowieso immer bekommen, weil wir stets dieselbe Ursache setzen, brauchen wir Mut, auch einmal vom Bekannten abzuweichen.

Für neue, lebensbereichernde Erfahrungen, ist es von Vorteil, sich über die Selbstkreation seiner Kreisbahn bewusst zu werden: welche Gedanken denke ich, wie wirken sich diese auf meine Handeln aus und zu welchen immer wiederkehrenden Ergebnissen komme ich dadurch?

Dies beginnt mit dem Stehenbleiben, dem Unterbrechen des alten. Dieses Stehenbleiben ist dann der tatsächlich „erste Schritt“ aus der Veränderungslosigkeit. Meist ist es erst dann möglich, sich für die ersten, kleinen Schritte auf einem neuen, unbekannten Weg zu entscheiden.

(c) rh

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