Ein stinknormaler Tag

Ich habe rasende Kopfschmerzen, als ich aufwache. Meine Lippen sind heiß und aufge­sprungen und ich spüre den Brand im Mund.

Die Nacht, oder besser, die wenigen Stunden, in denen es noch dun­kel war, habe ich auf der Wohnzimmercouch zugebracht. Fürs Bett hat es nicht mehr gereicht nach diesem Rausch.

Ausgeschlafen bin ich nicht. Mein Körper ist müde und erschöpft, aber das Gehirn findet keine Ruhe. Wortfetzen klingen in meinen Oh­ren, Erinnerungen steigen bruchstückhaft auf, wechseln sich ab, ziehen vorbei.  Bilder, Abläufe, Blitzlichter im Kopf: Gedankenflattern, nenne ich das.

Mit der rechten Hand lange ich hinüber zu dem kleinen Glastisch ne­ben der Couch, der immer häufiger als Müll­halde missbraucht wird. Den Rest aus einer Bierflasche schütte ich gie­rig in mich hin­ein.

Irgendwo auf dem Tisch ertaste ich eine Fil­terzigarette. Langsam, mit Rücksicht auf meine Kopfschmerzen, stehe ich auf.

Mir ist speiübel. Kaffee, denke ich, während ich mir die Zigarette an­zün­de.

Aus dem Spülbecken in der Kochnische stiert mich der Abwasch meh­re­re Tage an. Aber mit dem Kopf ist an Abwasch wieder einmal nicht zu denken. Da geht gar nichts!

Zwi­schen ein paar Tellern mit eingetrockne­tem Kartoffelbrei und ver­härteten Nudeln finde ich eine Tasse und spüle sie unter flie­ßen­dem Wasser aus.

Dann setze ich den Kaffee auf. Wenn we­nigstens noch eine Flasche Bier im Hause wäre!

Ich bekomme langsam Magenschmerzen und quäle mich ins Bad. Mir wird sofort schwindelig, als ich mich in die Toilettenschüssel übergebe.

Kalter Schweiß läuft mir über den Nacken. Ich habe Schüttelfrost und zittere wie Espenlaub. Meine Haare glänzen vor Nässe und ich spü­re wieder den altbekannten Druck in der linken Bauchseite un­ter­halb des Rippenbogens.

Während meine flatternden Hände am Waschbecken Halt suchen, zie­he ich mich vor­sichtig hoch.

Rotunterlaufene Augen starren mich aus dem Spiegel an. Ich drehe den Wasserhahn auf, forme meine Hände zu einer Mulde und tau­che das Gesicht in das Wasser, das sich darin sammelt. Es tut gut, wenn die Wangen gekühlt werden!

Weil ich kaum Luft bekomme, atme ich mit geöffnetem Mund, als ich merke, dass sich mein Durchfall wieder meldet. Seit ungefähr zwei Monaten bekomme ich immer häufiger Durch­fall. – Scheiß Le­ber!

Die allmorgendliche Prozedur im Bad dauert fast eine halbe Stunde. Dann schlürfe ich im Wohnzimmer meinen Kaffee, die Tasse mit bei­den Händen fest­hal­tend, zwischen leeren Bierflaschen und auf dem Tisch aus­gedrückten Zigarettenkippen. Mir ist elend heiß!

Ich fange an, aufgeregt in den Taschen mei­ner Jeans zu wühlen. Ges­tern war ich nicht einmal mehr in der Lage, die Hosen auszuzie­hen.

Ich suche nach einer Schmerztablette. Wenn schon kein Bier mehr da ist, dann zumindest eine Schmerztablette. – Ich finde keine!

Doch als ich die Zigarette im Ascher aus­drücken will, sehe ich ne­ben einer zerknüllten Zigarettenpackung etwas Kleines, Rotes liegen: ei­ne X-112.

X-112 ist ein Appetitzügler, den es früher in Tropfenform gab. Heute erhält man die Tropfen nur noch auf Rezept. Die Dragees hin­gegen kann man so kaufen. Ich nehme sie jetzt schon fast zwei Jah­re regelmäßig. Natürlich nicht, weil ich gerne abnehmen möchte, ich habe ja nur noch 57 Kilo, sondern weil sie ganz schön an­turnen.

Man bekommt ein herrliches Kribbeln auf der Kopfhaut und fühlt sich echt gut drauf. Wenn ich ein paar X-112 genommen habe, fan­ge ich an zu reden und zu reden.

Drei bis vier Tabletten, mit einer Cola oder Kaffee genommen, sind ge­ra­de richtig, damit ich fit werde. Und das mehrmals am Tag!

Manchmal könnte ich schreien! Ich komme von dem Zeug nicht mehr los!

Von Fixern wird X-112 manchmal als Ersatz genommen. Sie krat­zen einfach die Lackschicht der Dragees ab, kommen damit an die rei­ne Substanz, lösen diese in Wasser auf und dann wird es gespritzt.

Soll immer noch besser als ein schlechter Schuss sein, hat mir ein Ken­ner gesagt.

Ich schlucke also die einzige Tablette, die ich gefunden habe und trin­ke den restlichen Kaffee aus. Dann ziehe ich meine Stiefel an, ko­misch, dass ich wenigstens die ausgezogen hatte, und verlasse mit drei­ßig Mark, die ich noch besitze, die Wohnung.

Auf der Straße blendet mich die Sonne. Es wird ein heißer Tag wer­den, denke ich. Da wird heute einiges los sein im Park.

Im Park ist ein Kiosk. Da treffen wir uns fast jeden Tag. Wir, das sind fast alle Alkoholiker aus dem Wohngebiet.

Ich glaube, ich bin einer der wenigen von denen, der noch nicht im Knast war und wohl der einzige, der noch seine Arbeit hat. Die möch­te ich auch nicht verlieren. Ich bin froh, dass ich ein paar Tage frei habe, sonst hätte ich mich heute Morgen wieder krankmelden müs­sen, weil ich viel zu spät aufgewacht bin. Und im Betrieb werden die das nicht mehr lange mit­machen.

Aber für den Kiosk ist es noch zu früh. Er öff­net erst mittags und ich brauche j e t z t etwas zu trinken. – Oder zumindest Tabletten.

Ich wohne in der Nähe einer Kaserne. Nicht weit davon ist eine klei­ne Kneipe. ”Zur kleinen Kaserne” heißt sie. Neben Amerikanern ver­keh­ren dort hauptsächlich die Typen aus dem Park. Ich weiß, dass Roland, so heißt der Wirt, um neun Uhr aufmacht. Das ist in ei­ner halben Stunde. Diese Zeit muss ich überbrücken.

Also liegt mein nächster Weg schon fest: die Apotheke ist nur zwei Geh­minuten von meiner Wohnung entfernt.

Dem Apotheker scheint es gleichgültig zu sein, dass ich alle paar Ta­ge X-112 verlange, obwohl ich schmal wie ein Handtuch bin.

Unterwegs geht die übliche Rechnerei los. Dreißig Mark habe ich. Da­von gehen zwanzig weg für die Tabletten und vier Mark für Zi­ga­ret­ten. Mir bleiben also noch sechs Mark. Das reicht gerade für zwei ”Hal­be” Bier, was natür­lich nicht genug ist. Aber wenn der Kiosk heute Mittag öffnet, kann ich bei Anita bestimmt auf Kredit trinken. Sie weiß, dass sie das Geld irgend­wann wiederbekommt. Und ich wer­de bestimmt als erster im Park sein.

Nachdem ich mir in der Apotheke die Tablet­ten besorgt habe, schlucke ich gleich drei davon und gehe dann in Richtung ”Kleine Ka­serne”. Ich komme gerade richtig, als Roland das Lokal auf­schließt.

Das erste Bier trinke ich in zwei großen Schlucken und bestelle gleich das zweite. Dann geht es etwas langsamer. Ein Bier kostet zwei Mark vierzig. Für das dritte Bier fehlen mir also noch eine Mark und zwanzig Pfennige. Und Roland gibt nichts auf Kredit.

Ich schwätze belangloses Zeug mit Roland und nach zwanzig Mi­nu­ten ist mein Bier leer.

Doch ich habe Glück. Roland scheint heute sei­nen gutmütigen Tag zu haben und gibt einen Asbach aus.     Ein Hütchen, wie wir sagen.

Nach dem Hütchen will ich gerade gehen und irgendwo einen Kum­pel aufreißen, der Kohle hat, als Andreas zur Türe hereinschwankt. Er hat schon einiges geladen, also hat er Geld! Ich haue ihn sofort an, ob er einen ausgibt, und Andreas gibt einen aus!

Wie sich dann herausstellt, war er eben auf dem ‘Sozel’, dem Sozial­amt gewesen und hatte seine hundertvierzig Mark Sozialhilfe abgeholt.

Ich weiß, was das für uns bedeutet: bis zum Nachmittag werden wir da­von mindestens hundert Mark nass gemacht haben. Wir werden bei­de stockbesoffen sein. In den Park werden wir heute nicht gehen. Und die restlichen vierzig Mark werden wir auch noch loswerden.

Und morgen? Morgen? Na ja. – Wenn ich morgen aufwache, werde ich rasende Kopf­schmerzen haben und heiße aufgesprungene Lip­pen. Ich werde den altbekannten Druck in der linken Bauchseite spü­ren, und mein Durch­fall wird sich wieder melden. Mein Körper wird müde und erschöpft sein, das Gehirn keine Ruhe finden.

Bilder, Abläufe, Blitzlichter im Kopf: Gedankenflattern, nenne ich das.

(c) Rolf Höge


 

Aus „Freischreiben“ ISBN-10: 3745094352
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Ein stinknormaler Tag oder ‚Gedankenflattern, nenne ich das…‘

Ich habe rasende Kopfschmerzen, als ich aufwache. Meine Lippen sind heiß und aufgesprungen und ich spüre den Brand im Mund.

Die Nacht oder besser die wenigen Stunden, in denen es noch dunkel war, habe ich auf der Wohnzimmercouch zugebracht. Fürs Bett hat es nicht mehr gereicht, nach diesem Rausch.

Ausgeschlafen bin ich nicht. Mein Körper ist müde und erschöpft, aber das Gehirn findet keine Ruhe. Wortfetzen klingen in meinen Ohren, Erinnerungen steigen bruchstückhaft auf, wechseln sich ab, ziehen vorbei. Bilder, Abläufe, Blitzlichter im Kopf: Gedankenflattern, nenne ich das.

Mit der rechten Hand lange ich hinüber zu dem kleinen Glastisch neben der Couch, der immer häufiger als Müllhalde missbraucht wird. Den Rest aus einer Bierflasche schütte ich gierig in mich hinein.

Irgendwo auf dem Tisch ertaste ich eine Filterzigarette. Langsam, mit Rücksicht auf meine Kopfschmerzen, stehe ich auf.

Mir ist speiübel. Kaffee, denke ich, während ich mir die Zigarette anzünde.

Aus dem Spülbecken in der Kochnische stiert mich der Abwasch mehrere Tage an. Aber mit dem Kopf ist an Abwasch wieder einmal nicht zu denken. Da geht gar nichts!

Zwischen ein paar Tellern mit eingetrocknetem Kartoffelbrei und verhärteten Nudeln finde ich eine Tasse und spüle sie unter fließendem Wasser aus.

Dann setze ich den Kaffee auf. Wenn wenigstens noch eine Flasche Bier im Hause wäre!

Ich bekomme langsam Magenschmerzen und quäle mich ins Bad. Mir wird sofort schwindelig, als ich mich in die Toilettenschüssel übergebe.

Kalter Schweiß läuft mir über den Nacken. Ich habe Schüttelfrost und zittere wie Espenlaub. Meine Haare glänzen vor Nässe und ich spüre wieder den altbekannten Druck in der linken Bauchseite unterhalb des Rippenbogens.

Während meine flatternden Hände am Waschbecken Halt suchen, ziehe ich mich vorsichtig hoch.

Rotunterlaufene Augen starren mich aus dem Spiegel an. Ich drehe den Wasserhahn auf, forme meine Hände zu einer Mulde und tauche das Gesicht in das Wasser, das sich darin sammelt. Es tut gut, wenn die Wangen gekühlt werden!

Weil ich kaum Luft bekomme, atme ich mit geöffnetem Mund, als ich merke, dass sich mein Durchfall wieder meldet. Seit ungefähr zwei Monaten bekomme ich immer häufiger Durchfall. – Scheiß Leber!

Die allmorgendliche Prozedur im Bad dauert fast eine halbe Stunde.

Dann schlürfe ich im Wohnzimmer meinen Kaffee, die Tasse mit beiden Händen festhaltend, zwischen leeren Bierflaschen und auf dem Tisch ausgedrückten Zigarettenkippen. Mir ist elend heiß!

Ich wühle aufgeregt in den Taschen meiner Jeans. Gestern war ich nicht einmal mehr in der Lage, die Hosen auszuziehen.

Ich suche nach einer Schmerztablette. Wenn schon kein Bier mehr da ist, dann zumindest eine Schmerztablette. – Ich finde keine!

Doch als ich die Zigarette im Ascher ausdrücken will, sehe ich neben einer zerknüllten Zigarettenpackung etwas Kleines, Rotes liegen: eine X-112.

X-112 ist ein Appetitzügler, den es früher in Tropfenform gab. Heute erhält man die Tropfen nur noch auf Rezept. Die Dragees hingegen kann man so kaufen. Ich nehme sie jetzt schon fast zwei Jahre regelmäßig. Natürlich nicht, weil ich gerne abnehmen möchte, ich habe ja nur noch 57 Kilo, sondern weil sie ganz schön anturnen.

Man bekommt ein herrliches Kribbeln auf der Kopfhaut und fühlt sich echt gut drauf. Wenn ich ein paar X-112 genommen habe, fange ich an zu reden und zu reden.

Drei bis vier Tabletten, mit einer Cola oder Kaffee genommen, sind gerade richtig, damit ich fit werde. Und das mehrmals am Tag!

Manchmal könnte ich schreien! Ich komme von dem Zeug nicht mehr los!

Von Fixern wird X-112 manchmal als Ersatz genommen. Sie kratzen einfach die Lackschicht der Dragees ab, kommen damit an die reine Substanz, lösen diese in Wasser auf und dann wird es gespritzt.

Soll immer noch besser als ein schlechter Schuss sein, hat mir ein Kenner gesagt.

Ich schlucke also die einzige Tablette, die ich gefunden habe und trinke den restlichen Kaffee aus. Dann ziehe ich meine Stiefel an. Seltsam, die hatte ich ausgezogen. Dann verlasse ich mit dreißig Mark, die ich noch besitze, die Wohnung.

Auf der Straße blendet mich die Sonne. Es wird ein heißer Tag werden, denke ich. Da wird heute einiges los sein im Park.

Im Park ist ein Kiosk. Da treffen wir uns fast jeden Tag. Wir, das sind fast alle Alkoholiker aus dem Wohngebiet.

Ich glaube, ich bin einer der wenigen von denen, die noch nicht im Knast waren und wohl der einzige, der noch seine Arbeit hat. Die möchte ich auch nicht verlieren. Ich bin froh, ein paar Tage frei zu haben, sonst hätte ich mich heute Morgen wieder krankmelden müssen, weil ich viel zu spät aufgewacht bin. Und im Betrieb machen die das nicht mehr lange mit.

Aber für den Kiosk ist es noch zu früh. Er öffnet erst mittags und ich brauche j e t z t etwas zu trinken. – Oder zumindest Tabletten.

Ich wohne in der Nähe einer Kaserne. Nicht weit davon ist eine kleine Kneipe. ”Zur kleinen Kaserne” heißt sie. Neben Amerikanern verkehren dort hauptsächlich die Typen aus dem Park. Ich weiß, Roland, so heißt der Wirt, macht um neun Uhr auf. Eine halbe Stunde noch. Diese Zeit muss ich überbrücken.

Also liegt mein nächster Weg schon fest: die Apotheke ist nur zwei Gehminuten von meiner Wohnung entfernt.

Dem Apotheker scheint es gleichgültig zu sein, wenn ich alle paar Tage X-112 verlange, obwohl ich schmal wie ein Handtuch bin.

Unterwegs geht die übliche Rechnerei los. Dreißig Mark habe ich. Davon gehen zwanzig weg für die Tabletten und vier Mark für Zigaretten. Mir bleiben also noch sechs Mark. Das reicht gerade für zwei ”Halbe” Bier, was natürlich nicht genug ist. Aber wenn der Kiosk heute Mittag öffnet, kann ich bei Anita bestimmt auf Kredit trinken. Sie weiß, dass sie das Geld irgendwann wieder bekommt. Und ich werde bestimmt als erster im Park sein.

Nachdem ich mir in der Apotheke die Tabletten besorgt habe, schlucke ich gleich drei davon und gehe dann Richtung ”kleine Kaserne”. Ich komme gerade richtig, als Roland das Lokal aufschließt.

Das erste Bier trinke ich in zwei großen Schlucken und bestelle gleich das zweite. Dann geht es etwas langsamer. Ein Bier kostet zwei Mark vierzig. Für das dritte Bier fehlen mir also noch eine Mark und zwanzig Pfennige. Und Roland gibt nichts auf Kredit.

Ich schwätze belangloses Zeug mit Roland und nach zwanzig Minuten ist mein Bier leer.

Doch ich habe Glück. Roland scheint heute seinen gutmütigen Tag zu haben und gibt einen Asbach aus. – Ein Hütchen, wie wir sagen.

Nach dem Hütchen will ich gerade gehen und irgendwo einen Kumpel aufreißen, der Kohle hat, als Andreas zur Türe hereinschwankt. Er hat schon einiges geladen, also hat er Geld! Ich haue ihn sofort an, ob er einen ausgibt, und Andreas gibt einen aus!

Wie sich dann herausstellt, kommt er mit hundertvierzig Mark Sozialhilfe direkt vom ‘Sozel’, dem Sozialamt.

Ich weiß, was das für uns bedeutet: bis zum Nachmittag werden wir davon mindestens hundert Mark nass gemacht haben. Wir werden beide stockbesoffen sein. In den Park werden wir heute nicht gehen. Und die restlichen vierzig Mark werden wir auch noch loswerden.

Und morgen? Morgen? Na ja. – Wenn ich morgen aufwache, werde ich rasende Kopfschmerzen haben und heiße aufgesprungene Lippen. Ich werde den altbekannten Druck in der linken Bauchseite spüren, und mein Durchfall wird sich wieder melden. Mein Körper wird müde und erschöpft sein, das Gehirn keine Ruhe finden.

Bilder, Abläufe, Blitzlichter im Kopf:

Gedankenflattern, nenne ich das…

 

Kleben am ersten Schluck

Kürzlich fragte mich jemand, wie ich in all den Jahren der Abstinenz mit Saufdruck umgegangen sei.

Was ist das – Saufdruck? Es beginnt mit einem Impuls, dem ein Erinnern folgt, meistens an das Angenehme, das im ersten Schluck liegt. Daran klebst du dann, bis du dem Druck nachgibst und zur Flasche greifst. Deses ‚Kleben‘ bezeichnen wir als ‚Saufdruck‘.

Es geht also darum, mental an den letzten Schluck zu kommen. Das ist meistens der Schluck, bevor du in deiner Kotze landest und alles, was du dir wieder aufgebaut hast, vor dir in Scherben liegt. Gelingt es dir, schüttelst du dich kurz und…wow…überstanden. Rückfallgefahr gemeistert. Jetzt, und zwar wirklich erst jetzt, kannst du dir überlegen, was diesen Impuls ausgelöst hat und wie du zukünftig damit umgehst.

Aber wie kommt man nun in akuten Situationen von diesem ‚Kleben am ersten Schluck‘ weg? Hier zeige ich dir meine Vorgehensweise, die ich heute noch, wenn auch selten, noch praktiziere:

1.Sofort ein grundsätzliches, demonstratives „Nein!“ setzen. Dieses ‚Nein‘ muss nach außen kommen, d.h. nicht nur als Gedanke im Kopf sein und dort vor sich hin schwingen. Ich habe dazu beispielsweise demonstrativ die Luft ausgeblasen oder das ‚Nein‘ heraus geschrien.

2.Sofort (!) einen Unterbrecher setzen und aus der Situation ‚aussteigen‘, etwas anderes tun. Wenn du gerade irgendwo sitzt, dann stehe auf! Betrachtest du gerade etwas, drehe dich um und schaue weg.

3.Nun gehe das Szenario durch, bis zum letzten Schluck. Stell dir vor, wie du trinkst. Das erste Glas, das zweite, das dritte Glas…Stell dir vor, wie du jegliches Vertrauen wieder verlierst, wie du wieder von vorne anfängst. Deiner Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

4.Sprich darüber.

Rolf Höge

Wenn auch Sie sich für ein Leben in zufriedener Abstinenz interessieren, lesen Sie doch mein Buch zum Thema: „Trocken. Was nun?“

Vom Trocken-bleiben verstehe ich etwas

Vor kurzem unterhielt ich mich mit einem Alkoholiker, der es einfach nicht schafft trocken zu bleiben. Es war ein schwieriges Gespräch, an dessen Ende ich allerdings einräumen musste, dass er da etwas besser weiß als ich: er kennt alle Wege, um wieder rückfällig zu werden. Sehr kreative Wege teilweise, um sich stets die Rechtfertigung zum Trinken zu holen.

Naja, als trockener Alkoholiker lebe ich weitaus mehr Jahre ohne Alkohol als ich jemals getrunken habe. Daher verstehe ich offensichtlich etwas davon wie man trocken bleibt und zufrieden abstinent lebt.

„Trocken. Was nun?“ ISBN-10: 3844273840

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Sollten Sie auch an meiner Autorenlesung interessiert sein, schauen Sie doch einfach auf meiner Homepage vorbei: http://www.rolf-hoege.de

Trocken. Was nun? – Ein Weg in zufriedene Abstinenz

Der Weg in ‚zufriedene Abstinenz‘ bedeutet zunächst einmal, eine Entscheidung zu treffen, nämlich die Entscheidung abstinent leben zu wollen. Damit ändert man die Blickrichtung von ‚ich will nicht mehr trinken’ hin zu ‚ich will zufrieden abstinent leben’

Wenn ich also diese Entscheidung getroffen habe, dann steht mir das ‚Lösungsmittel’ Alkohol in all den Problemsituationen nicht mehr zur Verfügung. Sich nach Stresssituationen abends gemütlich mit einem Glas Rotwein zu entspannen, taugt für einen Alkoholiker nicht als Entspannungsmethode. Sich mal eben etwas Mut anzutrinken, bevor man beispielsweise eine Frau zum Tanzen auffordert, ist ebenfalls nicht angesagt. Das Gefühl, sich ausgegrenzt zu fühlen, weil man auf Partys keinen Alkohol trinkt, kann man nicht einfach mal so wieder wegsaufen. Wenn die Entscheidung zur Abstinenz wirklich getroffen wurde, steht die Krücke Alkohol nicht mehr zur Verfügung. Und dann ist es tatsächlich so als würde man das Laufen neu lernen.

Aus diesem Grund halte ich auch Selbsthilfegruppen für wichtig. Denn dort sitzen trockene Alkoholiker, die bereits laufen können. Sie sind der lebende Beweis dafür, dass ein Leben ohne Alkohol möglich und erstrebenswert ist.
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Nun erkläre ich in meinem Ratgeber „Trocken. Was nun?“ nicht, was man nun in der einen oder anderen Problemsituationen tun soll anstatt zu trinken. Denn es geht ja um Wege in eine „zufriedene“ Abstinenz, nicht um Trinkalternativen.

Zufriedene Abstinenz ist kein fertiges Produkt, kein Ideal, das am Ende eines langen, schwierigen Weges steht. Man kann sie nicht suchen, um sie letztend­lich zu finden. Man muss sie entdecken, für sich ganz persönlich. Das heißt, man wird nicht irgend­wann an einem Zielpunkt ankommen, den man dann „zufriedene Abstinenz“ nennt und den man nur zu halten braucht.

Zufriedene Abstinenz gleicht einer Entdeckungsreise, einer langen Fahrt und der Sinn dieser Fahrt ist die Reise selbst. Dabei kann man auch schon einmal in einen Stau geraten. Es gilt aber, sich auf dieser Fahrt selbst immer besser kennen und verstehen zu lernen und dabei mehr und mehr zu entdecken, was für einen ganz persönlich Zufriedenheit bedeutet.

„Trocken. Was nun?““ können Sie hier beziehen.

Bleib stehen, bevor du gehst

Manchmal sperren wir uns gegen neue Wege und haben keine Idee darüber, wie es unser Leben bereichern könnte, Bekanntes zu verlassen und uns auf Unbekanntes einzulassen. Wir errichten Barrikaden, türmen sie auf bis hin zum Selbstboykott, so lange bis wir unbewusst andere, mögliche Verhaltensweisen zugebaut haben und nur noch das bekannte, alte Muster der selbsterfüllende Prophezeiung sichtbar ist , das da lautet: “Ich kann nicht anders, so bin ich eben.“

Wenn wir auf die uns eigene Art stets dafür sorgen, dass sich uns nur eine Verhaltensweise erschließen kann, nehmen wir uns jegliche Verhaltensvariabilität, verengen unsere Sichtweise und zwingen uns zur ständigen Wiederholung eingefahrener Verhaltensmustern. Je öfter wir nun dieses für uns scheinbar einzige, mögliche Muster bedienen umso ausgetretener wird der Pfad auf dem wir schreiten. Das Gehen auf diesem Pfad fühlt sich vertraut an und macht einer scheinbaren Zufriedenheit Platz, die ihre Bestätigung wiederum in den Ich-kann-nicht-anders-Äußerungen findet.

Es ähnelt dem Verhaltensmuster eines Alkoholikers, der sich selbst in seiner Sucht gefangen hält, weil er keine Idee darüber hat, wie man Abstinenz lebensbejahend erfahren könnte. Es scheint als fände er seine Zufriedenheit nur in der Ablehnung der Abstinenz und dem Erleben der Trunkenheit.
Wenn wir in unserem Alltag neue Erfahrungen machen möchten, zu anderen Ergebnissen kommen wollen als zu denen, die wir sowieso immer bekommen, weil wir stets dieselbe Ursache setzen, brauchen wir Mut, auch einmal vom Bekannten abzuweichen.

Für neue, lebensbereichernde Erfahrungen, ist es von Vorteil, sich über die Selbstkreation seiner Kreisbahn bewusst zu werden: welche Gedanken denke ich, wie wirken sich diese auf meine Handeln aus und zu welchen immer wiederkehrenden Ergebnissen komme ich dadurch?

Dies beginnt mit dem Stehenbleiben, dem Unterbrechen des alten. Dieses Stehenbleiben ist dann der tatsächlich „erste Schritt“ aus der Veränderungslosigkeit. Meist ist es erst dann möglich, sich für die ersten, kleinen Schritte auf einem neuen, unbekannten Weg zu entscheiden.

(c) rh

Ein stinknormaler Tag

EIN STINKNORMALER TAG
oder
GEDANKENFLATTERN, NENNE ICH DAS

Ich habe rasende Kopfschmerzen, als ich aufwache. Meine Lippen sind heiß und aufgesprungen und ich spüre den Brand im Mund.
Die Nacht oder besser, die wenigen Stunden, in denen es noch dunkel war, habe ich auf der Wohnzimmercouch zugebracht. Fürs Bett hat es nicht mehr gereicht, nach diesem Rausch.
Ausgeschlafen bin ich nicht. Mein Körper ist müde und erschöpft, aber das Gehirn findet keine Ruhe. Wortfetzen klingen in meinen Ohren, Erinnerungen steigen bruchstückhaft auf, wechseln sich ab, ziehen vorbei. Bilder, Abläufe, Blitzlichter im Kopf: Gedankenflattern, nenne ich das.
Mit der rechten Hand lange ich hinüber zu dem kleinen Glastisch neben der Couch, der immer häufiger als Müllhalde mißbraucht wird. Den Rest aus einer Bierflasche schütte ich gierig in mich hinein.
Irgendwo auf dem Tisch ertaste ich eine Filterzigarette. Langsam, mit Rücksicht auf meine Kopfschmerzen, stehe ich auf.
Mir ist speiübel. Kaffee, denke ich, während ich mir die Zigarette anzünde.
Aus dem Spülbecken in der Kochnische stiert mich der Abwasch mehrere Tage an. Aber mit dem Kopf ist an Abwasch wieder einmal nicht zu denken. Da geht gar nichts!
Zwischen ein paar Tellern mit eingetrocknetem Kartoffelbrei und verhärteten Nudeln finde ich eine Tasse und spüle sie unter fließendem Wasser aus.
Dann setze ich den Kaffee auf. Wenn wenigstens noch eine Flasche Bier im Hause wäre!
Ich bekomme langsam Magenschmerzen und quäle mich ins Bad. Mir wird sofort schwindelig, als ich mich in die Toilettenschüssel übergebe.
Kalter Schweiß läuft mir über den Nacken. Ich habe Schüttelfrost und zittere wie Espenlaub. Meine Haare glänzen vor Nässe und ich spüre wieder den altbekannten Druck in der linken Bauchseite unterhalb des Rippenbogens.
Während meine flatternden Hände am Waschbecken Halt suchen, ziehe ich mich vorsichtig hoch.
Rotunterlaufene Augen starren mich aus dem Spiegel an. Ich drehe den Wasserhahn auf, forme meine Hände zu einer Mulde und tauche das Gesicht in das Wasser, das sich darin sammelt. Es tut gut, wenn die Wangen gekühlt werden!
Weil ich kaum Luft bekomme, atme ich mit geöffnetem Mund, als ich merke, dass sich mein Durchfall wieder meldet. Seit ungefähr zwei Monaten bekomme ich immer häufiger Durchfall. – Scheiß Leber!
Die allmorgendliche Prozedur im Bad dauert fast eine halbe Stunde.
Dann schlürfe ich im Wohnzimmer meinen Kaffee, die Tasse mit beiden Händen festhaltend, zwischen leeren Bierflaschen und auf dem Tisch ausgedrückten Zigarettenkippen. Mir ist elend heiß!
Ich wühle aufgeregt in den Taschen meiner Jeans. Gestern war ich nicht einmal mehr in der Lage, die Hosen auszuziehen.
Ich suche nach einer Schmerztablette. Wenn schon kein Bier mehr da ist, dann zumindest eine Schmerztablette. – Ich finde keine!
Doch als ich die Zigarette im Ascher ausdrücken will, sehe ich neben einer zerknüllten Zigarettenpackung etwas kleines, rotes liegen: eine X-112.
X-112 ist ein Appetitzügler, den es früher in Tropfenform gab. Heute erhält man die Tropfen nur noch auf Rezept. Die Dragees hingegen kann man so kaufen. Ich nehme sie jetzt schon fast zwei Jahre regelmäßig. Natürlich nicht, weil ich gerne abnehmen möchte, ich habe ja nur noch 57 Kilo, sondern weil sie ganz schön anturnen.
Man bekommt ein herrliches Kribbeln auf der Kopfhaut und fühlt sich echt gut drauf. Wenn ich ein paar X-112 genommen habe, fange ich an zu reden und zu reden.
Drei bis vier Tabletten, mit einer Cola oder Kaffee genommen, sind gerade richtig, damit ich fit werde. Und das mehrmals am Tag!
Manchmal könnte ich schreien! Ich komme von dem Zeug nicht mehr los!
Von Fixern wird X-112 manchmal als Ersatz genommen. Sie kratzen einfach die Lackschicht der Dragees ab, kommen damit an die reine Substanz, lösen diese in Wasser auf und dann wird es gespritzt.
Soll immer noch besser als ein schlechter Schuß sein, hat mir ein Kenner gesagt.
Ich schlucke also die einzige Tablette, die ich gefunden habe und trinke den restlichen Kaffee aus. Dann ziehe ich meine Stiefel an. Seltsam, die hatte ich ausgezogen. Dann verlasse ich mit dreißig Mark, die ich noch besitze, die Wohnung.
Auf der Straße blendet mich die Sonne. Es wird ein heißer Tag werden, denke ich. Da wird heute einiges los sein im Park.
Im Park ist ein Kiosk. Da treffen wir uns fast jeden Tag. Wir, das sind fast alle Alkoholiker aus dem Wohngebiet.
Ich glaube, ich bin einer der wenigen von denen, die noch nicht im Knast waren und wohl der einzige, der noch seine Arbeit hat. Die möchte ich auch nicht verlieren. Ich bin froh, ein paar Tage frei zu haben, sonst hätte ich mich heute morgen wieder krankmelden müssen, weil ich viel zu spät aufgewacht bin. Und im Betrieb machen die das nicht mehr lange mit.
Aber für das Kiosk ist es noch zu früh. Es öffnet erst mittags und ich brauche j e t z t etwas zu trinken. – Oder zumindest Tabletten.
Ich wohne in der Nähe einer Kaserne. Nicht weit davon ist eine kleine Kneipe. ”Zur kleinen Kaserne” heißt sie. Neben Amerikanern verkehren dort hauptsächlich die Typen aus dem Park. Ich weiß, Roland, so heißt der Wirt, macht um neun Uhr auf. Eine halbe Stunde noch. Diese Zeit muss ich überbrücken.
Also liegt mein nächster Weg schon fest: die Apotheke ist nur zwei Gehminuten von meiner Wohnung entfernt.
Dem Apotheker scheint es gleichgültig zu sein, wenn ich alle paar Tage X-112 verlange, obwohl ich schmal wie ein Handtuch bin.
Unterwegs geht die übliche Rechnerei los. Dreißig Mark habe ich. Davon gehen zwanzig weg für die Tabletten und vier Mark für Zigaretten. Mir bleiben also noch sechs Mark. Das reicht gerade für zwei ”Halbe” Bier, was natürlich nicht genug ist. Aber wenn der Kiosk heute mittag öffnet, kann ich bei Anita bestimmt auf Kredit trinken. Sie weiß, dass sie das Geld irgendwann wieder bekommt. Und ich werde bestimmt als erster im Park sein.
Nachdem ich mir in der Apotheke die Tabletten besorgt habe, schlucke ich gleich drei davon und gehe dann in Richtung ”kleine Kaserne”. Ich komme gerade richtig, als Roland das Lokal aufschließt.
Das erste Bier trinke ich in zwei großen Schlucken und bestelle gleich das zweite. Dann geht es etwas langsamer. Ein Bier kostet zwei Mark vierzig. Für das dritte Bier fehlen mir also noch eine Mark und zwanzig Pfennige. Und Roland gibt nichts auf Kredit.
Ich schwätze belangloses Zeug mit Roland und nach zwanzig Minuten ist mein Bier leer.
Doch ich habe Glück. Roland scheint heute seinen gutmütigen Tag zu haben und gibt einen Asbach aus. – Ein Hütchen, wie wir sagen.
Nach dem Hütchen will ich gerade gehen und irgendwo einen Kumpel aufreißen, der Kohle hat, als Andreas zur Türe hereinschwankt. Er hat schon einiges geladen, also hat er Geld! Ich haue ihn sofort an, ob er einen aus gibt, und Andreas gibt einen aus!
Wie sich dann herausstellt, kommt er mit hundertvierzig Mark Sozialhilfe direkt vom ‘Sozel’, dem Sozialamt.
Ich weiß, was das für uns bedeutet: bis zum Nachmittag werden wir davon mindestens hundert Mark naß gemacht haben. Wir werden beide stockbesoffen sein. In den Park werden wir heute nicht gehen. Und die restlichen vierzig Mark werden wir auch noch los werden.
Und morgen? Morgen? Na ja. – Wenn ich morgen aufwache, werde ich rasende Kopfschmerzen haben und heiße aufgesprungene Lippen. Ich werde den altbekannten Druck in der linken Bauchseite spüren, und mein Durchfall wird sich wieder melden. Mein Körper wird müde und erschöpft sein, das Gehirn keine Ruhe finden.
Bilder, Abläufe, Blitzlichter im Kopf:
Gedankenflattern, nenne ich das…

© Rolf Höge

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Worauf ruht unsere Aufmerksamkeit

Wollen wir gemeinsam eine kleine Übung machen, ja? Ok, dann los:

Setze dich entspannt hin und betrachte die Gegenstände und Einrichtungen des Raumes, in dem du dich gerade befindest. Merke dir davon fünf mit der Farbe blau.

Schließe nun deine Augen und zähle fünf Dinge auf, die du ebenfalls wahrgenommen hast, mit der Farbe gelb.

Sicherlich ist es dir schwerer gefallen, die gelben Gegenstände aufzuzählen, weil deine Aufmerksamkeit auf der Farbe blau ruhte. Trotzdem war alles mit der Farbe gelb um dich herum ebenfalls vorhanden. Dein Bewusstsein hatte dies nur für einen Moment ausgeblendet, weil die Aufmerksamkeit für die Farbe gelb zur Lösung der Aufgabe nicht benötigt worden war.

Alles, worauf wir unsere Aufmerksamkeit lenken, wird mehr, weil es dadurch in unser Blickfeld kommt. Als Vergleich mag dazu der Lichtpegel eines Autoscheinwerfers dienen. Die Gegenstände, auf welche die ‚Aufmerksamkeit‘ des Scheinwerferlichtes fällt, werden erhellt und können wahrgenommen werden. Alles andere, links und rechts des Fahrbahnrandes, ist zwar ebenfalls vorhanden, wird aber aufgrund der Dunkelheit von uns nicht gesehen.

Ruht unsere Aufmerksamkeit darauf, dass wir annehmen, Mangel erfahren zu müssen, beispielsweise an Geld, an Beziehung, so wird unser Mangelgefühl, unser Verzichtsgefühl eher größer anstatt kleiner. Richten wir unsere Aufmerksamkeit auf Angst, werden wir mehr Angst erfahren. Geben wir der Zuversicht mehr Aufmerksamkeit, allem, was wir können, was uns erfreut, was uns Spaß und Laune bereitet, was wir erreichen oder bewirken möchten, werden wir genau davon mehr erfahren.

Es gibt kaum etwas, was mehr Anziehungskraft besitzt, als eine lebendige Vision. Fühlen wir uns also frei, diese Erkenntnis in unseren Alltag zu übertragen und verdeutlichen wir uns, wir können stets wählen, welchem grundsätzlichem Denkmuster wir in unserem Leben den Vorzug geben.

„Ein alter Indianer saß mit seinem Enkel am Lagerfeuer. Der Alte schaute in die züngelnden Flammen des Feuers und sprach: „Mein Sohn, manchmal ist mir, als ob zwei Wölfe in meinem Herzen einen Kampf miteinander führen. Der eine Wolf ist aggressiv, grausam und sucht die Rache. Der andere ist sanft, mitfühlend und voller Liebe für die Menschen und die Natur.“ Da fragte der Enkel seinen Großvater: „Welcher der beiden Wölfe wird den Kampf um dein Herz gewinnen, Großvater!“ „Nur der Wolf, den ich füttere.“ antwortete der Alte. (Quelle: zeitzuleben.de“)

© rh

Auszug aus meinem e-book „Quo vadis Alki“.
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