Kürzlich fragte mich jemand, wie ich in all den Jahren der Abstinenz mit Saufdruck umgegangen sei.
Was ist das – Saufdruck? Es beginnt mit einem Impuls, dem ein Erinnern folgt, meistens an das Angenehme, das im ersten Schluck liegt. Daran klebst du dann, bis du dem Druck nachgibst und zur Flasche greifst. Deses Kleben bezeichnen wir als Saufdruck.
Es geht also darum, mental an den letzten Schluck zu kommen. Das ist meistens der Schluck, bevor du in deiner Kotze landest und alles, was du dir wieder aufgebaut hast, vor dir in Scherben liegt. Gelingt es dir, schüttelst du dich kurz und wow überstanden. Rückfallgefahr gemeistert. Jetzt, und zwar wirklich erst jetzt, kannst du dir überlegen, was diesen Impuls ausgelöst hat und wie du zukünftig damit umgehst.
Aber wie kommt man nun in akuten Situationen von diesem Kleben am ersten Schluck weg? Hier zeige ich dir meine Vorgehensweise, die ich heute noch, wenn auch selten, noch praktiziere:
1.Sofort ein grundsätzliches, demonstratives Nein! setzen. Dieses Nein muss nach außen kommen, d.h. nicht nur als Gedanke im Kopf sein und dort vor sich hin schwingen. Ich habe dazu beispielsweise demonstrativ die Luft ausgeblasen oder das Nein heraus geschrien.
2.Sofort (!) einen Unterbrecher setzen und aus der Situation aussteigen, etwas anderes tun. Wenn du gerade irgendwo sitzt, dann stehe auf! Betrachtest du gerade etwas, drehe dich um und schaue weg.
3.Nun gehe das Szenario durch, bis zum letzten Schluck. Stell dir vor, wie du trinkst. Das erste Glas, das zweite, das dritte Glas Stell dir vor, wie du jegliches Vertrauen wieder verlierst, wie du wieder von vorne anfängst. Deiner Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
4.Sprich darüber.
Rolf Höge
Wenn auch Sie sich für ein Leben in zufriedener Abstinenz interessieren, lesen Sie doch mein Buch zum Thema: „Trocken. Was nun?“