Ein Arbeitnehmer ist ein Mensch. Darüber sind wir uns wohl alle einig. Ein Leiharbeitnehmer ist demnach ein Mensch, der verliehen wird. Bei Sachen geht dem Verleih ein Besitz voraus, man kann nur verleihen, was man besitzt. Kann man heutzutage, nach Abschaffung der Sklaverei, einen Menschen besitzen?
In einer Gesellschaft, in der das Wort Leiharbeitnehmer mittlerweile ohne jegliche ethische Bedenken ausgesprochen wird, ist aus meiner Sicht in den letzten Jahrzehnten einiges schief gelaufen.
Eine freiheitlich, demokratischen Gesellschaft muss sich die Frage nach ihrem ethischen Bewusstsein neu stellen, wenn es ohne Aufschrei möglich ist, das Gehalt eines Bankdirektors ins Verhältnis zu einem Regierungschef zu setzen anstatt zu den Einkommen von Müllmännern, Feuerwehrleuten, Polizisten, Krankenschwestern und all den anderen, die der Gesellschaft und dem Gemeinwohl Nutzen bringen.
Die Partei, die eine solche Relation zulässt, hat für mich ihre historische Glaubwürdigkeit verloren.
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