Kürzlich sagte mir jemand, ich müsse mehr im ‚Hier‘ und im ‚Jetzt‘ leben, ich sei zu sehr in Gedankenstrukturen gefangen, die sich mit Zukünftigem oder Vergangenem beschäftigen. – Ja, ich kenne solche Sätze, habe sie selbst lange Jahre immer wieder zu Klienten gesagt. Selbst in einem meiner Gedichte kommt das ‚Hier und Jetzt‘ vor, in dem ich verbleiben will.
Doch gibt es objektiv etwas anderes als diese Gegenwärtigkeit? Ich meine nicht die Gewahrsamkeit, diese Bewusstheit über meiner Gedankengänge. Meiner Meinung nach gibt es nur das ‚Hier‘ und nur das ‚Jetzt‘ , egal, wo ich mich befinde oder um welche Thematik meine Gedanken kreisen. Meine Gedanken kreisen eben im ‚Hier und Jetzt‘, was ich tue, tue ich im ‚Hier und Jetzt‘, immer und überall. Nur fehlt mir manchmal die Aufmerksamkeit dafür, wo ich mit meiner Denke gerade festklebe.
Klingt das aussichtslos? Klingt das so als müsse man sich weiter das Gehirn zermartern, willenlos sinnieren, sich in vergangenem Leid oder zukünftigen Ängsten verlieren? Nein, für mich nicht. Mir geht es um das Unterbrechen solcher Gedankenströme, um das bewusste Wahrnehmen, wo der Fokus meiner Aufmerksamkeit gerade liegt.
Dann bin ich nicht ‚willenlos‘, denn dann habe ich die Freiheit der Entscheidung zurückgewonnen, kann mich mit dem Leid oder meiner Angst auseinandersetzen oder eben nur meinen Atem wahrnehmen. Ganz wie ich will. /rh